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Steimbke: Keul und Iraki besuchten Flüchtlinge aus Somalia

Nachdem die grüne Bundestagsabgeordnete Katja Keul im Dezember syrische Flüchtlinge in Rohrsen besuchte ( die Harke berichtete) sprach sie jetzt mit 4 jungen Somalier, die seit wenigen Wochen in der Samtgemeinde Steimbke Zuflucht gefunden haben.

Die arabische Übersetzung übernahm erneut der Integrationsmentor und Nienburger Stadtratsmitglied Karim Iraki.

In Somalia sind nach dem Putsch des Diktators Siad Barre 1991 alle staatlichen Strukturen zusammengebrochen.  Das staatliche Gewaltmonopol konnte auch mit Hilfe ausländischer Truppen der Afrikanischen Union bis heute nicht mehr durchgesetzt werden.  Seit über 20 Jahren werden die Menschen in Somalia von den islamistischen Shabab Milizen terrorisiert.

Adel S. (28) befand sich 2007 geschäftlich in den arabischen Emiraten als ihn seine Mutter telefonisch informierte, dass die Milizen seinen Bruder zu Hause erschossen haben und er nicht mehr zurück kehren könnte.  Sein Vater war Parlamentsabgeordneter und überlebte einen Anschlag nur knapp.

Er floh über den Sudan nach Libyen und von dort mit einem Boot über das Mittelmeer nach Italien, wo er 4 Jahre ohne Perspektive auf Arbeit lebte bis er sich entschloß nach Deutschland weiter zu reisen.   In Somalia hinterließ er seine Frau und seine kleine Tochter.  Sämtliche Brüder haben das Land verlassen und leben über die Welt verstreut, da die Shabab alle Jungen ab 10 Jahren als potentielle Kämpfer betrachten.

Sein größter Wunsch sei es endlich einen Deutschkurs besuchen zu können. Hierzu hat er sich sogar auf eigene Initiative über das Internet bei der Volkshochschule angemeldet und hofft die Fahrtkosten nach Nienburg und die Kursgebühren von seinem Sozialgeld abzweigen zu können.   Iraki macht allerdings deutlich, dass dies kaum möglich sein wird.

Die Geschwister Bela ( 25) und Abdi ( 20) sind erst im Dezember in Steimbke angekommen. Auch Belas Ehemann wurde von den Shabab Milizen getötet als er sich weigerte für diese zu kämpfen.  Bela wurde dabei fast zu Tode geprügelt und liegen gelassen.  Sie überlebte nach einem 2-monatigen Krankenhausaufenthalt.  Als sie entlassen wurde verlangten die Shabab erneut, dass sie für sie arbeiten sollte.  Sie kochte eine Weile für die Kämpfer, aber als sie verheiratet werden sollte floh sie mit ihrem jüngeren Bruder über Äthiopien und den Sudan nach Libyen, wo beide während des NATO Einsatzes in Bengasi lebten und arbeiteten. Nach Gaddafis Sturz machte der Mob Jagd auf Schwarzafrikaner und sie erhielten Schutz beim Roten Halbmond. 2012 machte sich zunächst Abdi und ein halbes Jahr später Bela auf den Weg mit dem Boot nach Italien.  Sie reisten getrennt, um die Chance zu erhöhen, dass wenigsten einer von beiden überlebt.   Bela hat ihr 3 Kindern im Alter von 5,6 und 7 Jahren seit ihrer Flucht nicht mehr gesehen und kann nachts beim Gedanken an sie nicht schlafen.

Auch Aisha ( Name geändert) lebte mit ihren Eltern, Geschwistern und ihrem Mann  in einem von der Shabab beherrschten Gebiet.  Nachdem sich ihr Vater mehrfach geweigert hatte für die Shabab zu kämpfen töteten diese Aishas beiden Brüder, vergewaltigten ihre Schwester und töteten diese auch.  Der kleinste Bruder überlebte, weil er zu diesem Zeitpunkt in der Schule war.

Trotzdem weigerten sie und ihr Mann sich weiterhin für die Shabab zu arbeiten. Daraufhin töteten sie auch ihren Mann und schlugen sie derart, dass sie dabei ihr erstes Kind verlor.  So flüchtete sie allein im Alter von 18 Jahren über Äthiopien und Sudan nach Libyen, wo sie von 2009 bis 2012 lebte und arbeitete und ihren zweiten somalischen Mann heiratete.  Als es dort nach dem Libyen Krieg für afrikanische Gastarbeiter zu gefährlich wurde nahmen sie ebenfalls ein Boot nach Italien, wo kurz danach ihr Sohn geboren wurde.

Nach einem längeren Krankenhausaufenthalt stand sie mit ihrem Kind auf der Straße. Nachts durften sie bei der Caritas unterkommen – tagsüber war sie mit ihrem herzkranken Kind obdachlos.  Da ihr Mann sie misshandelte, wollte sie sich scheiden lassen.  Dafür verlangte er, dass sie ihm den Sohn überlassen müsse.  Sie willigte zum Schein ein, ließ sich scheiden und flüchtete mit dem Kind nach Deutschland.

Seiher bedroht er sie telefonisch damit, sie und das Kind zu töten. 

Ihr größter Wunsch wäre es, näher an der Stadt Nienburg wohnen zu können. Alle vier wollen dringend Deutsch lernen.  „ Es ist schier unerträglich zu sehen, wie junge, motivierte Menschen, die Lernen wollen, zur Untätigkeit verdammt sind“, so Keul.  „Unabhängig vom Ausgang des Asylverfahrens werde hier kostbare Zeit verschwendet“. Iraki lobt ausdrücklich die Zusammenarbeit mit  Sozial- und Ausländerbehörde des Landkreises. Iraki: „Alle beteiligten Institutionen hier vor Ort leisten gute Arbeit für Aufnahme und Integration von Flüchtlingen.“

Auch er würden gerne die Teilnahme an Sprachkursen erleichtert sehen. „Ich könnte sofort zwei ganze Klassen voll kriegen und diese auch selbst unterrichten, wenn ich den Auftrag dazu hätte“, so der Integrationsmentor.

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